Produktbeschreibung
Das Foto zum Deckblatt hat vor Jahren Tochter Christiane aufgenommen, als sie von Kapstadt aus bei uns zu Besuch war. Es zeigt uns Alte auf unserer Lieblingsbank im Weimarer Schloßpark mit Blick auf die Ilm und den Weg auf der anderen Seite, der zum Goethe-Gartenhaus führt. Es ist Frühjahr, die Bäume sind noch ohne Laub, das Gras verhalten, an der Bank lehnt ein Schirm. Wir sitzen gern dort. Ich habe meinen linken Arm um meine Frau Elke Christine gelegt, und sie lehnt ihren Kopf leicht an meine Schulter. Das hat etwas von inniger Vertrautheit.
Wie oft werden wir dort noch sitzen? Wir sind jetzt beide 80 Jahre alt und wissen, dass unsere Lebenszeit auf ihr Ende zugeht. Jeder Tag könnte der letzte sein, ob mit oder ohne Corona. Wir könnten dort länger verweilen, wenn es nicht noch etwas kühl wäre.
So gehen wir mit Christiane weiter bis zum Römischen Haus und dann zurück über die Halbbüste von Sandor Petöfi, am Denkmal für Franz Liszt vorbei bis zur Hochschule für Musik gleichen Namens, dem früheren Fürstenhaus, vor dem Fürst Carl August auf seinem Pferd sitzt, der über ihre gemeinsamen Weimarer Jahre sehr eng mit Johann Wolfgang (von) Goethe befreundet war. Wer in Weimar lebt, kommt nicht an Goethe vorbei. Auch nicht an Schiller, Wieland, Herder, Bach, Liszt, Strauß, Hummel und einigen sehr bedeutenden Damen etc. Aber zuerst nicht an Goethe. Dabei muss ich zugeben, dass ich nicht allzu viel von ihm gelesen, gesehen und gehört habe. Doch seine Persönlichkeit und seine Sprache, sein Fleiß und seine Vielseitigkeit haben mich alle Zeit hoch beeindruckt. War er ein Christ? Nun, er war ev.-luth. getauft und hatte Vorfahren gleichen Bekenntnisses. Er hat oft unter der Kanzel von Johann Gottfried Herder gesessen und diesem aufmerksam zugehört. Doch glaubte er an die Auferstehung Jesu Christi, seine eigene Auferstehung und das Himmelreich?
»Die Botschaft hör ich wohl; allein mir fehlt der Glaube!« steht gegen das »GERETTET!« von Faust I. Er hatte eine eigenartige Scheu vor Sterben und Tod. Als Christiane, seine Frau, im Sterben lag, hat er ihr nicht die Hand gehalten und nicht an ihrer Bestattung teilgenommen. Ob Goethe »christgläubig« war, ist unter den Experten umstritten. Kaum einer aber bestreitet seine Religiosität.
»Gott ist mein Lied« (God is my Song) habe ich das Büchlein genannt nach einem Text von Christan Fürchtegott Gellert.
Ja, von dem, was Gott an uns in Christus getan hat, muss ich singen und reden, solange ich lebe.