Wolfgang Luutz legt seiner alphabetisch, nach Stichworten geordneten Sammlung von Aphorismen und philosophischen Sentenzen zwei Überlegungen zugrunde. Zum einen: Die Sprache, die wir sprechen, gehört zu uns, aber sie gehört uns nicht. Jeder Mensch macht sie sich zwar individuell »zu Eigen«, jedoch, ohne dass sie dabei zum ausschließlichen Eigentum eines Einzelnen wird. Insofern braucht man immer eine gehörige Portion Anmaßung, um sich als »Erfinder« sprachlicher Äußerungen zu stilisieren. Allerdings: Ohne eine solche Anmaßung entsteht keine Literatur! Zum anderen: Fast alles, was uns persönlich im Bereich der geistigen Produktion als gänzlich neu erscheint, ist längst von irgend jemandem gedacht und niedergeschrieben worden. Das heißt, wenn ein Autor für »seine« Äußerungen geistige Originalität beansprucht, setzt das immer ein gewisses Maß an Ignoranz voraus. Dennoch: Kritische Philosophie darf nicht aufhören mit ihren Versuchen, etwas, wenn schon nicht gänzlich neu, so doch zumindest anders zu denken als »man« es gegenwärtig für opportun erachtet!