Diese Untersuchung über die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939 bildet mit den vorhergehenden Büchern über die Geschichte der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen (1964) und den Pastoren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen (1967) ein Ganzes. Das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen wurden bereits 1386 in einer Personalunion zusammengeführt. Die erste lutherische Kirchengemeinde wurde im Jahr 1555 in Wilna im Großfürstentum Litauen gegründet. Die einzelnen Kapitel behandeln die 153 evangelisch-deutschen Gemeinden der Kolonisten, der Dorfschulen, die Gründung von Kirchengemeinden, den Bau von Kirchen und Schulen, die kirchlichen Vereine sowie die vielfältigen Aufgaben der Pfarrer, Kantoren und Lehrer. Der Anteil der ethnischen Polen in der 1849 gegründeten Evangelischen Kirche des Königreichs Polen (Kongresspolen) bildete eine Minderheit. Am 1.1.1938 hatte die Augsburgische Kirche in Polen 481.994 Mitglieder, 80 % waren Deutsche und 20 % waren Polen. Die evangelische Kirche umfasste 1937 insgesamt 10 Diözesen, 153 Pfarrgemeinden. Insgesamt waren 10 Superintendenten, 116 Gemeindepfarrer, 7 Diakone, 49 Vikare und 3 Adjunkten angestellt. Die Kirchengemeinden hatten 1936 insgesamt 306 Posaunenchöre mit 5237 Bläsern. Neben seiner Tätigkeit als Pastor widmete sich Kneifel bereits in den 1920-er Jahren der Geschichte seiner Heimatkirche. Er genoss damals einen so guten Ruf, dass er 1929 als einziger Deutscher in Polen (polnischer Staatsbürger deutscher Nationalität) in die Polnische Historische Gesellschaft in Warschau aufgenommen wurde. 1926 gründeten die Pastoren Adolf Doberstein, Schedler und Eduard Kneifel die deutsche Pastoralkonferenz. Die Entwicklung des Protestantismus in Polen und die Auseinandersetzungen zwischen der polnischen Kirchenleitung (Bischof Bursche) und der deutschen Kirchenmehrheit werden geschildert (siehe hierzu: Eduard Kneifel: Bischof Dr. Julius Bursche 1862-1942, Vierkirchen bei München, 1980)