Johannes Bolte war ein mit besonderen Gaben ausgerüsteter Pastor. Er war Pendler und Heiler mit überraschenden Erfolgen. Und er hat sich darüber hinaus grundlegende Gedanken zur Heilkunde gemacht. Er hat über den Arztberuf nachgedacht, - über das Studium der Medizin, - über das Verhältnis von Ärzten und Laien, - über Grundsätze des Heilens, - über die 'medizinischen Hauptsünden' seiner Zeit, - über Heilmagnetismus, Pendelforschung und das Verhältnis der Ärzte zu Gott. Unter seinen 95 Thesen zur Heilkunde sind viele kluge Sätze, und immer formuliert er aus der Sicht des Pastors, der mit besonderen Gaben ausgerüstet ist und zu den 'Kurpfuschern' gehört. Zu den Medizinern hat er ein gespaltenes Verhältnis. Er hat sie sich nicht zu Freunden gemacht. Schon gar nicht die seiner näheren Umgebung, weil er manchmal auch ein wenig hochmütig ist. Das ist ihm dann auf die Füße gefallen. Zunächst ist es im 1.Prozess um seine nicht vorhandene Zulassung als Heilpraktiker gegangen. Im 2. Prozess, mit dem ersten zusammen hängend, ist er schließlich, da 'unbelehrbar', zu einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren und sechs Monaten verurteilt worden, die Bolte auch abgesessen hat. Natürlich spielt auch der Neid eine Rolle. Der Neid gewisser Ärzte aus Kölleda auf Boltes Erfolge als Heiler. Und der Neid der Herren vom Rat des Kreises Artern auf übervolle Gottesdienste und übervolle 'Sprechstunden' in einer Zeit, in der die Schraubzwinge des Atheismus immer stärker angezogen wurde. Nicht zufällig hat Bolte gerade 95 Thesen formuliert. Er sah sich als Reformator von Medizin und Kirche, und er hat nie aufgehört, auf den Aufbruch einer neuen Zeit (ein 'Zeitalter des Geistes') zu hoffen.